Pflanzen sind erstaunlich, sie können eingeschlechtlich oder zweigeschlechtlich sein, männlich oder weiblich, eine einzelne Blüte oder einen Blütenstand haben. Pflanzen können freiblättrig, angeschwollen oder sogar aufgeblasen sein. Sie können Lippenblüten, eine flache Krone oder Glockenblüten haben. Es gibt mehr als 350.000 Pflanzenarten auf der Welt und ein Fünftel von ihnen ist aufgrund von Klimaveränderungen, Urbanisierung und invasiven Arten von der Ausrottung bedroht.
Diese Problemstellung nimmt das Künstlerduo Kigge Hvid und Sara Flyvbjerg aus dem Studio JA in Kopenhagen auf und nutzt daher Pflanzen als künstlerischen Treibstoff. Eine kleinere Auswahl ihrer Werke ist vom 8. Februar bis 5. April in Augustiana in Augustenborg zu sehen.
Im Werk Lab Grown beschäftigen sie sich mit einer möglichen Zukunft, in der die Biodiversität so gering geworden ist, dass die einzige Möglichkeit für den Menschen, für Schönheit, Nahrung und Sauerstoff zu sorgen, die Pflanzenzucht in Labors ist. In den Werken Erindringer I-III (Erinnerungen I-III) hat Kigge Hvid aus dem Studio JA drei ortsspezifische Werke ausgehend von den getrockneten Pflanzen und Blumen geschaffen, die 2019 auf dem Dachboden des Palais gefunden wurden.
LAB GROWN
Das Werk Lab Grown wurde im September 2019 anlässlich der Verleihung des INDEX Award gestaltet – dem weltweit wichtigsten Designpreis. In diesem Werk beschäftigen sich Kigge Hvid und Sara Flyvbjerg vom Studio JA mit einer möglichen Zukunft, in der die Biodiversität so gering geworden ist, dass die einzige Möglichkeit für den Menschen, für Schönheit, Nahrung und Sauerstoff zu sorgen, die Pflanzenzucht in Labors ist. Lab Grown besteht aus sieben Schaukästen, die darstellen, wie ein solcher Prozess aussehen könnte.
ERINDRINGER I
1786 wurde die knapp 15-jährige Prinzessin Louise Augusta zur Herzogin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, als sie mit dem 20-jährigen Friedrich Christian von Augustenburg verheiratet wurde. Als Kind wurde sie La petite Struensee genannt, da sie angeblich die Frucht der Liebesbeziehung der in England geborenen dänischen Königin Caroline Mathilde mit dem preußischen Graf und Geheimen Kabinettsminister J.F. Struensee war. Im Alter lebte sie im Weißen Palais am Schloss Augustenborg. Als die Kunsthalle im Palais eingerichtet wurde, fand man auf dem Dachboden alte vertrocknete Blumen und Pflanzen, die an mürben Wollfäden, Bindfäden und verrosteten Metalldrähten zum Trocknen aufgehängt waren. Wie alt die Pflanzen sind, ist nicht bekannt.
Erindringer I wurde von Kigge Hvid unter Verwendung getrockneter und später behandelter botanischer Objekte vom Dachboden geschaffen. Auf subtile Weise hat sie dabei die Zeit einbezogen, als die Herzogin im Palais regierte. Es ist die Erinnerung an wundervolle Kleider, bezaubernde Juwelen und lebende Vögel, an prunkvolle Gesellschaften, exotische Blüten, Handarbeiten und feine Seide. Das Werk enthält auch den Gedanken an drei Abschiedsbriefe von den Eltern und dem König auf ihrem Todeslager, geschrieben an ihre Tochter und den Bastard.
ERINDRINGER II
1932 wurde das Schloss Augustenborg, nachdem es Heimstatt des Herzogs und pädagogische Hochschule war, in eine Nervenklinik umgewandelt und diente noch bis 2015 als solche.
Das Weiße Palais diente im gleichen Zeitraum als Wohnung für Oberärzte und Freizeitangebot für Patienten. 2019 fand man auf dem Dachboden alte vertrocknete Blumen und Pflanzen, die an mürben Wollfäden, Bindfäden und verrosteten Metalldrähten zum Trocknen aufgehängt waren.
Dieses Werk beinhaltet die getrockneten und später behandelten botanischen Objekte und trägt Erinnerungen an das Palais während der Zeit als Nervenklinik. Erinnerungen daran, neben sich selbst und seiner Umwelt zu stehen, an das Andersartige und Ängstliche, an Behandlungen, Medikamente und Fixierung, an Leere und Müßiggang.
ERINDRINGER III
2019 fand man auf dem Dachboden des Palais alte vertrocknete Blumen, die an mürben Wollfäden, Bindfäden und verrosteten Metalldrähten zum Trocknen aufgehängt waren. Die Wurzeln wurden jedoch nicht gefunden, weshalb wir ohne das tiefe Wissen über die Pflanzen zurückbleiben, woher sie kamen und wie sie gelebt haben.
Materialien: Blumen und Pflanzen, Farbe, Klebstoff, Seide, Federn, Acryl, Kanülen, Gummi, Glas, Wolle, Baumwolle, Metall.